Die Geschichte

Bild: Thomas Götz

Die Schlosskirche wurde am 5. November 1905 nach Plänen des Düsseldorfer Architekten Moritz Korn eingeweiht. Das gesamte Grundstück wie auch den Bau der Kirche verdankt die Gemeinde einer Stiftung des Ehepaares Clara (geborene Vohwinkel) und Hermann von Krüger, die um die Jahrhundertwende auf Schloss Eller lebten. Bis zum Bau des Gemeindezentrums in den fünfziger Jahren dienten die Seitenschiffe der Kirche, die durch Rollwände vom Gottesdienstraum im Mittelschiff abgetrennt werden konnten, als Treffpunkt für Gemeindegruppen. In einem der Seitenschiffe war auch der erste Kindergarten der Gemeinde untergebracht. Durch die herunter klappbare Gesangbuchablage an den Kirchenbänken konnte auch der Gottesdienstraum im Mittelschiff multifunktional genutzt werden. Die neuromanische dreischiffige Basilika aus Backstein ist mehrfach renoviert worden. Ende der achtziger Jahre wurde die Erlaubnis erteilt, die vermauerten Fenster der Apsis zu öffnen. Seit 1984 steht die Schlosskirche unter Denkmalschutz. Sie ist heute eine der beliebtesten Hochzeitskirchen in Düsseldorf.


Link: Die Schlosskirche im Fluge - ein Video auf der Seite windreiter.de

 

    Die Glocken in der Schlosskirche

    Die alten Glocken aus der Schlosskirche

    100 Jahre lange haben die alten Stahlglocken im Turm der Schlosskirche gehangen und mit jedem Glockenschlag trugen sie ihre Glockeninschriften in die Ferne: Gerecht durch den Glauben (Röm 5, 1), Hoffnung lässt nicht zuschanden werden (Röm 5,5) und Gott ist die Liebe (1. Joh 4, 16). Glaube – Hoffnung – Liebe: Das war der Dreiklang, der 100 Jahre lang unsere Gottesdienste begleitet hat; ein Dreiklang, der bei den Taufen, Hochzeiten und Konfirmationen zu hören war.

    Anfang März 2023 wurden die Glocken aus dem Turm genommen. Sie werden abtransportiert und stehen zum Verkauf, um an einem anderen Ort zu läuten und ihre Botschaften zu verbreiten.
    Wir sagen dankbar adieu und freuen uns zugleich auf die sechs neuen Glocken, die in den Kirchturm einziehen werden: Es ist das alte Geläut aus der Lukaskirche und der Jakobuskirche, das ab Mai 2023 in der Schlosskirche zu hören sein wird. So wächst die Mirjam-Kirchengemeinde hörbar zusammen. Und jede der Glocken erzählt ihr eigene Geschichte und hat ihre eigene Botschaft. 

    Der Innenraum

    Foto: Thomas Götz

    Das Kirchenschiff wird durch die Vorhalle von der Welt „draußen“ abgeschirmt. Der (innere) Kirchenraum lädt zur Ruhe ein, zum Innehalten und zur Hinwendung zu Gott.
    Nachdem man die inneren Türen passiert hat, öffnet sich ein länglicher Kirchenraum (Langraum), der auf den Altar ausgerichtet ist.
    Rechts und links der Kirchenbänke, in den Seitenschiffen, ist heute Platz für Kirchencafé oder Ausstellungen.

    Vom Kirchenschiff durch einen Triumphbogen abgetrennt liegt erhöht der halbkreisförmige (Apsis) Altarraum. In diesem befinden sich der Altar mit schlichtem Holzkreuz, das Taufbecken und die Kanzel. Während in katholischen Kirchen die Kanzel heute kaum noch Bedeutung erfährt, gehört sie in evangelischen Kirchen zu den wichtigsten Teilen der Kirche.

    Dort findet die Predigt, die Auslegung der Bibel statt. Mit der erhöhten Kanzel wird die Wichtigkeit der Predigt, also der Vermittlung des Wortes Gottes, verdeutlicht.

    Bilder Elke Wisse

    Der Eingang

    Foto: Kerstin Pech

    Die Schlosskirche ist eine neuromanische, dreischiffige Basilika. Eine Basilika gliedert sich, vom Eingang aus gesehen, in drei Teile. Die Vorhalle, die so genannte Narthex, das Mittelschiff und die Apsis, in der sich der Altarraum befindet.
    Diese Teilung spiegelt die früher übliche Einteilung der Gemeinde wieder: Die Narthex für die Ungetauften, das Kirchenschiff für die Getauften, der Altarraum für die Geweihten.

    „Mit dieser Aufteilung wurde sowohl die Raumkonzeption des Jerusalemer Tempels als auch antiker Tempel aufgenommen... .“ (Rupp, Hartmut, Handbuch der Kirchenpädagogik, Stuttgart 2008, S. 100)

    Über dem Eingang der Vorhalle ist ein Relief angebracht, auf dem ein Lamm mit Fahne abgebildet ist. Dieses symbolisiert, wer die Welt regiert, der siegreiche Christus. In der Offenbarung des    Johannes, Kapitel 17, Vers 14, findet sich dazu folgende Textstelle: 

    Sie werden gegen das Lamm kämpfen
    und das Lamm wird sie überwinden,
    denn es ist der Herr aller Herren
    und der König aller Könige,
    und die mit ihm sind, sind die Berufenen
    und Auserwählten und Gläubigen. 

    Das Gemälde von Johannes Weth

    Bild Elke Wisse

    Hinter dem Taufstein befindet sich das Gemälde "Thomas“ von Johannes Weth.

    Kommentar von Johannes Weth zu dem Bild „Thomas“:
    Thomas hat eine besondere Rolle. Er wird als ein besonders leidenschaftlicher Jünger dargestellt, der sofort bereit ist, alles mit Jesus zu teilen, bereit ist, dafür auch persönlich zu leiden (Johannes, Kapitel 11) und genau wissen will, wie alles vor sich geht (Johannes, Kapitel 14).

    Thomas kann es den anderen Jüngern nicht glauben, dass sie Jesus gesehen haben. Hätten sie Jesus gesehen, müsste sein Licht den Raum erfüllen, müssten Fenster und Türen weit geöffnet sein, müsste er etwas fühlen.

    Bevor er nicht etwas fühlen kann, ist Jesus für ihn nicht auferstanden.

    Im Johannesevangelium wird ja gerade die Pfingstgeschichte in Thomas Abwesenheit dargestellt, und genau diesen Geist Jesu vermisst Thomas unter den anderen Jüngern. Und er selber glaubt diesen Geist nur zu bekommen, indem er Jesu Wunden fühlen kann, dem Wunder ganz nah kommt.

    Im Bild dargestellt ist der Moment, in dem Jesus zu Thomas sagt: Sei nicht ungläubig, sondern gläubig. Thomas verzichtet auf das Fühlen, weist es sogar weit von sich, weil er eine neue Realität erkennt, ein Licht, das stärker ist als jedes Gefühl. In seiner Anbetung wird deutlich, dass Thomas Jesus nicht mehr nur als seinen Rabbi erkennt, sondern erkennt, dass Jesus zur Rechten Gottes wohnt.

    Thomas will den Menschen Jesus ganz erkennen, aber in dem Moment, in dem er das kann, erkennt er auch den Vater. Wer Jesus sieht, der sieht den Vater. Thomas erkennt die Heiligkeit dieses Momentes und verweigert jede Berührung.

    Jesus wiederum berührt Thomas mit seiner rechten Hand (vgl. Offenbarung, Kapitel 1 17 und 18) zum Zeichen, dass er die Heiligkeit nicht mehr fürchten muss, dass er in Zukunft auch glauben kann ohne zu sehen.

    Dies ist ein Zeichen für die behutsame Gnade, mit der Jesus uns begegnet.

    Die linke Hand Jesu weist in die Richtung derer, die eigentlich nicht sehen und doch glauben wollen, nämlich in unsere Richtung. Wir sind auch eingeladen, auf Jesus zu sehen, aber dann mit Thomas und Maria (links) auf das beweisende Hinschauen und Fühlen zu verzichten und mit geschlossenen Augen das Licht Jesu anzunehmen, an seinem Auferstehungsleben teilzuhaben.

    Thomas weist mit seinen Händen die Jünger zurück: Selig sind die nicht sehen und doch glauben.

    An diesem Leben Anteil haben auch die Vorfahren, die hinter Jesus durch die aufgetretene Höllentuer kommen. Sie gehören zu denen, die Jesus nicht sehen konnten, und doch durch seinen Glauben, durch seine Treue am Leben Gottes teilnehmen.

    Sie kommen aus ihrer Hölle (dem alten limbus patrum) in die Jünger-„Hölle“, eine relativ gegenwärtigen Hölle der Angst vor den Menschen und dem Zeugnis von Jesus. An Ostern gibt es Leben nicht nur für die Hölle der Toten, sondern auch für die Hölle der Lebenden. Der Teufel wird an die Wand gespielt. 

    Man muss die Höllenfahrtsstory im Nikodemus-Evangelium (4. Jahrhundert) nachlesen, dann wird vieles noch klarer sein, was mir beim Malen wichtig war. Der Mensch oben mit dem Kreuz ist der Schächer vom Karfreitag, der mit dem Kreuz als Zeichen des Sieges nach der Tradition als erster im Paradies erscheint.

    Jesus gehört mit seinem Licht sicherlich einer anderen Welt an deswegen, verzichte ich auch auf genaue Ausformulierung seines Profils), aber diese Welt ist nicht jenseitig, sondern die Welt des Reiches Gottes, die immer wieder einbricht in unsere gottlose Situation.

    Die anderen Jünger sehen Jesus an, werden aber noch nicht wirklich vom Licht erfasst. Dies bezieht sich auf Johannes 9 (Vers 39), wo gesagt wird, dass die, die meinen, dass sie sehen, wie blind sind, und die, die wissen, das ihr Sehen nicht genügt (wie Thomas und Maria im Bild), die in Wahrheit Sehenden sind. Aber die Jünger werden auch schon von einem Lichthauch umweht, und ein paar der Gesichter werden bereits langsam davon erfasst.

    Der Taufbaum

    Bild Elke Wisse

    Seit 2011 hängt an einer Wand im Seitenschiff ein Taufbaum. Von jedem Täufling kann dort ein Foto mit persönlichen Daten angebracht werden.

    Ist der Taufbaum nach einiger Zeit gefüllt, werden die   ersten Bilder in einem Album-Ordner untergebracht. So können sich die Familien und besonders die Kinder noch nach Jahren an die Taufe in der Schlosskirche erinnern.

    Die Menora

    Bild Elke Wisse

    Die Menora, der siebenarmige Leuchter, ist eines der wichtigsten religiösen Symbole des Judentums und der jüdischen Tradition.

    Wie eine Menora in unsere Schlosskirche kam, ist eine längere Geschichte.
    Im Herbst 1992 begann das damalige Presbyterium der evangelischen Gemeinde, anlässlich des bevorstehenden 90 jährigen Jubiläums der Kirche, ihre Vergangenheit aufzuarbeiten – einschließlich der Schattenseiten der eigenen Vergangenheit.

    Daraus entwickelte sich folgerichtig eine Initiative, das Schicksal der jüdischen Bevölkerung von Eller während der Nazidiktatur zu erforschen. Was dabei aus dem Dunkel des Vergessens ans Tageslicht kam, war schmerzlich, denn die Verquickung christlicher Kirchen mit dem Nationalsozialismus führte zwangsläufig zu der Frage nach der besonderen Schuld von Christen.

    Als Beispiel sei die Tatsache genannt, dass in den Jahren 1935 bis 1945 in der Schlosskirche Hakenkreuzfahnen hingen, was uns heute nur mit Scham erfüllen kann, aber auch verdeutlicht, wie weit diese Verquickung ging und wie weit sich christliche Gemeinden mit den Nationalsozialisten gemein machten.

    Aus dieser  Initiative ging ein Buch hervor (Gunhild Lehmkuhl: Wo ist dein Bruder Abel? Jüdische Bürger in Eller, Lierenfeld und Vennhausen 1933-1945, erschienen 1994 im Grupello Verlag Düsseldorf), das sich auf Spurensuche begab und versuchte, einzelne Schicksale zu rekonstruieren, Namenlosen und Vergessenen wieder einen Namen zu geben, damit die Erinnerung wachzuhalten an die Deportierten und Ermordeten, an die, die man aus ihrer Stadt und Heimat vertrieben hatte.

    Das Gedicht „Eller“, das an der Wand im Seitenschiff der Schlosskirche hinter der Menora hängt, stammt von Kurt Uriel Mayer. Er wurde am 2. Juli 1913 als zweiter Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren. Zwar hat die Familie nie in Eller gewohnt, da aber der Bruder der Mutter, Robert Blum, in Eller lebte, kann man von einer engen Verbindung zum Stadtteil ausgehen.

    Nach der Progromnacht im November 1938, in deren Verlauf im Übrigen auch jene beiden Geschäfte auf der Gumbertstraße, die jüdische Besitzer hatten, geplündert und zerstört  und ihre Besitzer misshandelt wurden, entschied die Familie, dass der Sohn Kurt Deutschland verlassen sollte, um sein Leben in Sicherheit zu bringen.

    Dass er weder seine Heimat noch seine Familie jemals wiedersehen sollte, ahnte zu diesem Zeitpunkt niemand.

    Der Vater, als Offizier im 1. Weltkrieg mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet, wollte seine Heimat nicht verlassen, er wähnte sich wegen seiner Verdienste für sein Land in Sicherheit. Da er Jude war, wurde ihm jedoch das Eiserne Kreuz abgenommen und er aus dem Deutschen Offiziersbund ausgeschlossen.

    Im Juli 1942 wurden die Eltern nach Theresienstadt deportiert, der Vater starb dort am 26. September 1942, die Mutter am 11. Januar 1943. Der Onkel aus Eller, Robert Blum, starb 1941 nach seiner Deportierung in Litzmannstadt (Lodz).

    Kurt Mayer, Verfasser des Gedichtes „Eller“, konnte sein Leben retten und lebte in Israel, wo er im November 1985 starb.

    Die kurze Darstellung des Schicksals dieser einen einzigen Familie steht exemplarisch für die Schicksale all jener entrechteten, verfolgten und ermordeten jüdischen Bürger unseres Stadtteils. Dahinter verbirgt sich ein Leid, das niemand auch nur annäherungsweise ermessen kann.

    Und deshalb steht die Menora heute in der Schlosskirche – als Erinnerung und als Zeichen gegen das Vergessen, aber auch als Mahnung an uns.
    Dieser furchtbare Teil der deutschen Geschichte  ist „ein Teil unserer Geschichte, der uns sensibel machen soll für die Wahrnehmung und Bekämpfung von rassistischen Tendenzen in unserer Gesellschaft heute“. So fasste es der damalige Pfarrer der Gemeinde, Dietmar Silbersiepe, zusammen – vor mehr als 20 Jahren. Und daran hat sich bis heute nichts geändert, eher im Gegenteil.

    Die Orgel

    Bild Elke Wisse

    Am 27. März 1966 wurde die von der Firma Schuke/Berlin erbaute Orgel eingeweiht. Nachdem die alte Walkeorgel bereits 1963 ihren Dienst versagte, steht nun der Gemeinde ein zwei-manualiges Instrument zur Verfügung. Die über 1500 Pfeifen sind in 24 Registern auf die beiden Klaviaturen und das Pedal verteilt.

    In den neunziger Jahren wurde die Setzeranlage (Vorrichtung um Registrierungen zu speichern) ausgebaut, so dass die Orgel nun rein mechanisch mit Registerzügen zu bedienen ist.

    Das Schwellwerk auf dem oberen Manual ist eine weitere Bereicherung für die Klanggestaltung.

    Bild Thomas Götz

    Die Kerzenleuchter im Altarraum

    Bild Elke Wisse

    Im Altarraum der Schlosskirche stehen seit der Fusion mit der Lukas-Kirchengemeinde zwei Kerzenständer, die nicht neu sind, sondern aus der Lukaskirche mit in die Schlosskirche genommen wurden. Frauen aus dem Frauenabendkreis pflegen seit Jahrzehnten die Ökumene und haben bei ökumenischen Frauengottesdiensten den Wunsch geäußert, auch in der evangelischen Kirche gerne eine Kerze anzünden zu wollen, um zu danken oder zu gedenken.

    Ein Mitglied des Männertreffs hat den Wunsch umgesetzt. Nachdem die Kerzenständer viele Jahre in der Lukaskirche gute Dienste erwiesen haben, können nun alle Gottesdienstbesucher in der Schlosskirche vor dem Gottesdienst nach vorne kommen und eine Kerze anzünden. Teelichter liegen bereit.